Es sind nun einige Besprechungen und Interviews zum Buch erschienen; zum Jahresausklang ist vielleicht der richtige Moment, die als eine Art Rückblick mal zu sammeln.

Schlechte Besserung (Kim Posster, nd)

Es ist vor allem die praktische Vorstellung von besseren, gar befreiten Verhältnissen, die vom aktuellen Pandemierevisionismus vergessen werden muss. Wofür er alle (potenziell) Kranken und Toten noch einmal opfert. Eine Linke, die selbst diesem Vergessen anheimgefallen ist, wird an diesem trostlosen Zustand nichts ändern. Deshalb ist zu wünschen, dass gerade hier das Buch viel und breit gelesen wird. Denn: Erinnern heißt kämpfen.

Das Leben hat einen Wert an sich (Benjamin Moldenhauer, taz)

„Jeder Aspekt der Pandemie und ihrer Verheerungen wird in „Die verdrängte Pandemie“ sozial und politisch aufgefasst. Unter ihren Bedingungen zeigt sich der Normalbetrieb wie unter einem Brennglas: Wer ist entbehrlich, was muss laufen, was muss pausieren? Was verstehen die Menschen unter Freiheit, was wird verteidigt, was wird hingenommen?

In der Pandemie zeigte sich auch, wie Protestformen aussehen, die es erlauben, sich als Freiheitskämpfer aufzuführen und zugleich Untertan zu bleiben. Den Herausgebern ist es gelungen, ein zugleich multiperspektivisches wie umfassendes Bild der Verheerungen der Pandemie zu zeichnen. Und zwar nicht nur der gesundheitlichen, sondern vor allem der gesellschaftlichen. Die verschiedenen Perspektiven der Au­to­r*in­nen schaffen so eine Gegenerzählung zur momentan laufenden Umdeutung und Neuschreibung von Corona.“

Ein andauerndes Problem (René Martens, MDR – Das Altpapier)

Dass Corona überwiegend nur noch als historisches Phänomen wahrgenommen wird, lässt sich durchaus als Merkmal des gesamten gegenwärtigen Journalismus beschreiben. Welche generellen Schwächen der Journalismus in diesem Bereich hat – das machen nun die Autorinnen und Autoren des Buchs „Die verdrängte Pandemie“ deutlich (…).

Nicht zuletzt erinnert „Die verdrängte Pandemie“ auch daran, dass die Situation von Menschen, die heute „private Schutzmaßnahmen ergreifen müssen“, in der Berichterstattung fast keine Rolle mehr spielt.

„Neu-Erscheinung – Die verdrängte Pandemie“ (Nadja, goodbye-19.net)

Endlich ein Buch, das sich damit auseinandersetzt, wie wir mit der Pandemie umgehen – oder eben nicht damit umgehen. Es enthält viele spannende Denkansätze. Alle, für die die Pandemie eben noch nicht vorbei ist, werden einige interessante Artikel für sich finden.

Eine Schwachstelle hat das Buch jedoch für mich: Jeder Autor, jede Autorin hat eine eigene Schreibstimme. Trotzdem hätte es an manchen Stellen gut getan, wenn das Lektorat etwas mehr Verständlichkeit in den Text gebracht hätte; Sätze vereinfacht, Absätze gesetzt hätte. So obliegt es den Leserinnen und Lesern an manchen Stellen, komplizierte Formulierungen für sich aufzulösen, um dem Gedankengang des Schreibenden zu folgen.

Alles in allem aber ein lange überfälliges Buch, mit einer klaren Kaufempfehlung von mir. Ich hoffe, viele weitere Bücher, die sich mit den gesellschaftlichen Folgen der Pandemie und des Verdrängens der Pandemie auseinandersetzen, werden folgen.

Die verdrängte Pandemie (coronawissen.com)

Die Autoren verweisen zu Recht auf die soziale Ungerechtigkeit in der Pandemie, die sich weiter verschärft hat. Zu Beginn der Pandemie hieß es ja so schön, dass ein Brennglas auf die Mehrklassengesellschaft geworfen werde. Doch statt etwas daran zu ändern, wurde nur geklatscht. Eine Gratwanderung sind die Aussagen im Buch immer dann, wenn es um die virologische und medizinische Entwicklung der Pandemie geht.

In fundamentalen Positionen der Autoren, die vor allem den Ausblick auf die kommenden Jahre und den Ist-Zustand der Gefährdung durch das Virus betreffen, komme ich heute zu einer anderen Einschätzung als noch vor zwei, drei Jahren (…), zugleiche stimme ich aber der gesellschaftskritischen Analyse großteils zu – wenngleich ich mir weniger ideologischen Unterbau erhofft hätte.

Interviews:

Stimmlagen“ – Gespräch mit David Mehlhart

„Die verdrängte Pandemie“ – Interview mit Radio Corax

„Was ist eine linke Alternative zur Mehrfachdurchseuchung?“ – Gespräch mit Mathias Vavra

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